Was tun gegen Seekrankheit?

Was tun gegen Seekrankheit?

29.02.2020 1 Von Udo

Was ist Seekrankheit überhaupt?

Seekrankheit ist eine Form der „Reisekrankheit“ (fachsprachlich „Kinetose“ – aus dem griechischen von „bewegen“). Es handelt sich dabei um körperliche Reaktionen unterschiedlicher Ausprägung aufgrund von ungewohnten Bewegungen. Entscheidend ist dabei, dass die wahrgenommenen Bewegungen nicht mit dem im Einklang stehen, was wir sehen. Daher kommt Seekrankheit eher dann vor, wenn wir uns nicht an Deck befinden, weil uns der optische Bezug zur Bewegung dann fehlt. Auch Abends, wenn der Horizont auf See nicht zu sehen ist, kann es vermehrt zu Seekrankheit kommen. Stress steigert die Anfälligkeit für die Seekrankheit übrigens auch.

Wie äußert sich Seekrankheit?

Die Symptome sind vielfältig und in ihrer Ausprägung bei jedem anders. Typische Anzeichen für eine Seekrankheit sind Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit und evtl. sogar Erbrechen. Im ersten Stadium empfindet man oft ein leichtes Unwohlsein, evtl. auch ein leichtes Frösteln. Man wird müde und lustlos, spricht weniger und reagiert auch häufig langsamer. Mit fortschreitendem Stadium kommt es dann oft zu starker Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerz und ggf. sogar zum Erbrechen.

Was sind die Ursachen der Seekrankheit?

Es scheint Einigkeit darüber zu herrschen, dass die Seekrankheit grundsätzlich dann auftreten kann, wenn die Sinnesorgane widersprüchliche Information zur Lage und Bewegung des Körpers an das Gehirn senden. Auf dem Schiff kann das zum Beispiel auftreten, wenn wir uns bei Seegang unter Deck bewegen. Das Gleichgewichtsorgan spürt zwar die Bewegung, die Augen sehen sie aber nicht. Wenn sich diese gegensätzlichen Informationen wiederholen, kann das Fehlersignale im Gehirn auslösen. Das Gehirn ist überfordert, weil es widersprüchliche Wahrnehmungen verarbeiten muss. Der Körper reagiert auf diesen Stress mit den oben genannten Symptomen.

Wer ist von Seekrankheit betroffen?

Grundsätzlich kann jeder Mensch zu jeder Zeit von Seekrankheit befallen werden. Es soll schon Seeleute auf Schiffen gegeben haben, die erst nach vielen Jahren das erste mal von Seekrankheit befallen wurden. Weiterhin steigt die Anfälligkeit offensichtlich mit Dauer und Intensität der widersprüchlichen Sinneswahrnehmungen. Sie ist offenbar auch von der individuellen Position des Betroffenen (stehend, sitzend, liegend) abhängig. Auch das Alter hat scheinbar Einfluss auf die Anfälligkeit. Kleinkinder scheinen wenig anfällig zu sein. Sonst könnte man sie wohl auch nicht so schön „in den Schlaf schaukeln“. 😉 Mit fortschreitender Entwicklung des Kindes steigt aber die Anfälligkeit für Seekrankheit und erreicht mit ca. 12 Jahren ihren Höhepunkt. Danach nimmt die Neigung wieder ab. Einen Unterschied in Bezug auf die Anfälligkeit zwischen Männern und Frauen konnte übrigens bisher nicht festgestellt werden.

Was kannst du gegen Seekrankheit tun?

Die eigene Einstellung prüfen

Das wichtigste gleich vorweg: nicht schon vor der Kreuzfahrt verrückt machen lassen. Unsere eigene Einstellung hat einen erheblichen Einfluss auf unsere Wahrnehmung. Wenn du dir im Vorfeld schon Sorgen machst und dich ständig mit dem Thema beschäftigst, statt dich auf die tolle Reise und die bevorstehenden schönen Eindrücke zu freuen, dann erschaffst du dir schon selbst eine ungünstige Ausgangsposition. Bei jeder kleinen Bewegung des Schiffes wirst du dann genau darauf achten, ob und wie dein Körper reagiert. Wenn du dann bei jedem kleinsten „Gefühl“ denkst: „oh Gott, es geht los…“, dann wird Gott oder das Schicksal oder wie immer du diese Kraft bezeichnest, schon dafür sorgen, dass deine Wahrnehmung sich verstärkt und bestätigt wird.

Blick auf die Heckwelle
Blick auf die Heckwelle der Mein Schiff Herz bei ruhiger See

Das hat nichts mit Esoterik zu tun. Deine Einstellung hat einen erheblichen Einfluss auf dein Wohlbefinden. Versuche von Anfang an, der Bewegung des Schiffes etwas gutes beizumessen. Schließlich machst du eine Kreuzfahrt und die findet ja nun mal mit einem Schiff auf dem Wasser statt. Sonst könntest du ja auch eine Zugfahrt machen. 🙂 Ganz im Ernst: kleine Kinder werden in den Schlaf geschaukelt – vielleicht kannst du dieses schöne Gefühl wieder in dir wecken. Zumindest solltest du dich auf das Schaukeln freuen! Für uns gehört es einfach zu einer Kreuzfahrt dazu. Wir sind eher enttäuscht, wenn wir auf einer Tour gar keinen Seegang haben.

Hilfe ohne Medikamente

Sollte es dich doch „erwischen“, dann gibt es einige Tipps, die anderen schon geholfen haben. Du solltest sie auf jeden Fall ausprobieren, bevor du zu Medikamenten greifst. Diese helfen nämlich bei weitem auch nicht jedem und immer und sind meistens mit Nebenwirkungen verbunden. Daher mein Rat: probiere es zunächst ohne Medikamente.

Ab an Deck

Wir haben ja oben schon besprochen, dass die Seekrankheit durch widersprüchliche Sinneswahrnehmungen ausgelöst wird. Unter Deck hast du keine Sicht auf den Horizont und kannst somit auch nicht sehen, wie sich das Schiff bewegt; du fühlst es nur. Das kann evtl. schon ausreichen, um seekrank zu werden. Wenn es das Wetter zulässt, dann solltest du dir am besten einen Platz an Deck suchen, von dem du den Horizont gut sehen kannst (nachts auf hoher See manchmal etwas schwierig, aber dafür gibt es weiter unten andere Tipps). Wenn die Augen und der Gleichgewichtssinn übereinstimmende Signale empfangen, dann kann das schon genügen, damit es dir wieder besser geht. Wichtig dabei: suche dir einen festen Punkt am Horizont, den du anschaust, bleib mit deinem Blick nicht auf dem Schiff. Auch die frische Luft an Deck wird dir sicher gut tun. ☝TIPP: in der Mitte des Schiffes und den unteren Decks ist die Bewegung des Schiffes am geringsten. In den oberen Bereichen an Bug oder Heck ist die Bewegung am größten.

Ein ruhiges Plätzchen an Bord

Leeren Magen vermeiden

Oft geht mit den ersten Anzeichen der Seekrankheit auch eine Appetitlosigkeit einher. Viele bekommen aber noch mehr Probleme, wenn sie bei Seegang auch noch Hunger haben. Vermeide als möglichst einen leeren Magen und iss eine Kleinigkeit. Am besten etwas leicht verdauliches. Alkohol ist in diesem Fall übrigens keine gute Idee. Bleib besser bei (stillem) Wasser oder Tee.

Schlafen gehen

Wenn die bisher genannten Tipps keine Besserung bringen, dann kannst du versuchen, dich schlafen zu legen. Im Schlaf reagiert der Gleichgewichtssinn anders und durch die geschlossenen Augen fehlt auch die optische Wahrnehmung, die im Gegensatz zu den Signalen des Gleichgewichtsorgans steht. Lege dich zum Schlafen nach Möglichkeit flach auf den Rücken.

Akupressurbänder

Ein weiteres inzwischen weit verbreitetes Mittel, Seekrankheit zu vermeiden sind Akupressur-Bänder für die Unterarme. Durch die Stimulation eines Akupunkturpunktes in der Nähe beider Handgelenke soll ein positiver Effekt erzielt werden. Ob tatsächlich Selbstheilungskräfte aktiviert werden oder die Linderung eher auf dem „Placebo“-Effekt beruht ist für die Betroffenen gleichgültig. Solange man die Seekrankheit mit diesen Bändern in den Griff bekommt, sind sie eine hervorragende Lösung, weil man die Bänder immer wieder benutzen kann und nicht mit Nebenwirkungen zu rechnen ist.

Hilfe aus der Natur und Vorbeugung gegen Seekrankheit

Ingwer soll Übelkeit und Brechreiz eindämmen. Wenn du Ingwer also grundsätzlich verträgst, dann wären Ingwerpräparate eine gute Wahl. Auch dem Vitamin C wird eine sehr positive Wirkung bei Seekrankheit nachgesagt. Du kannst also mit der Auswahl deiner Speisen einen gewissen Einfluss auf dein Wohlbefinden nehmen. Spannend finde ich, dass Kaubewegungen ebenfalls einen positiven Einfluss auf Übelkeit und Brechreiz haben sollen. Ideal wären also Vitamin C-haltige Ingwer-Kaubonbons oder Kaugummis, die im Handel erhältlich sind. Damit hast du auch eine sehr gute Möglichkeit der Seekrankheit in gewissem Maße vorzubeugen.

Wenn alles nichts hilft: Medikamente

Ich bin aus den o.g. Gründen kein Freund von Medikamenten. Wenn du deine Symptome aber mit den oben genannten Empfehlungen nicht in den Griff bekommst, dann sind Medikamente sicher die bessere Wahl, als an den Seetagen an Bord zu leiden. Es gibt unterschiedliche Präparate – am besten lässt du dich vor der Reise von deinem Arzt beraten. Zur Not hilft dir natürlich auch das Bordhospital. Das kann aber sehr schnell, sehr teuer werden. Eine gut ausgestattete Reiseapotheke gehört aber auf jeden Fall mit ins Gepäck.

Seegang kann zu jeder Jahreszeit und auf jeder Route vorkommen. Auf unserer Kreuzfahrt „Mallorca bis New York“ über den Atlantik hatten wir sowohl Tage, an denen der Atlantik eher ein „Ententeich“ war, als auch Tage mit ordentlichem Seegang. Man kann also nie wirklich längerfristig vorhersagen, ob und wie stark Seegang auftreten wird.

Miriam und Daniel von „Lächelnde Kreuzfahrer“ haben ebenfalls einen interessanten Beitrag zu diesem Thema auf ihrem Blog veröffentlicht. Schau dort gerne mal vorbei.

Hast du schon Erfahrungen mit der Seekrankheit gemacht? Was hast du dagegen unternommen? Wir sind sehr gespannt auf deine Erfahrungen und Kommentare.

Udo
Author: Udo